31. Dezember 2015

Auf ein Neues...




Liebe Freunde,
auch wenn ich hier nicht wirklich viel von mir gebe habe ich doch ständig Musik im Kopf. Ich höre viele neue und alte Platten und rezensiere für ein Online-Magazin immer wieder aktuelle Veröffentlichungen. Und manchmal bleibt halt auch mal Zeit für eine gute Scheibe mit Bezug zum Münsterland, das Ergebnis ist ja dann hier nachzulesen...
Ganz nebenbei gibt es aber ja auch das reale Leben. 

Das Jahr 2015 neigt sich dem Ende zu und wieder ist viel passiert. Die Welt kommt einfach nicht zur Ruhe, Menschen sind zu uns gekommen um Not und Terror zu entfliehen, Musiker und neue Bands sind gekommen und einige leider auch von uns gegangen. Tolle Platten wurden veröffentlicht und jeder von Euch hat sicher seine persönlichen Highlights und Tiefschläge erlebt. Neben allen großen und kleinen Katastrophen gibt es aber auch unendlich viel Gutes auf dieser unserer Erde. Menschen helfen Menschen und lassen sich von geblendeten Idioten nicht beirren.

Ich wünsche mir dass das Gute siegt und natürlich wieder viel tolle Musik veröffentlicht wird. Euch einen guten Rutsch ins neue Jahr, Gesundheit und alles erdenklich Gute für 2016. Im nächsten Jahr werde ich sicher wieder ein paar interessante Platten oder Gigs für Euch besprechen. Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist.

In diesem Sinne...

8. November 2015

Gesehen am 6.11.2015 : Jimmy Cornett and The Deadmen / The Prymates im Hypothalamus Rheine


Ein tolles Konzert im gut gefüllten Rheinenser Hypothalamus liegt hinter uns. 
Inhaber John hatte zum Abend mit Jimmy Cornett and The Deadmen geladen. Die Location glänzt durch eine gepflegt-gemütliche Atmosphäre und zügiger, aber unaufdringlicher Bewirtung an den im hinteren und seitlichen Bereich schön platzierten Tischen. So lässt es sich aushalten. 

Der Chef eröffnete den Abend gegen 20 Uhr mit seiner üblichen Ansage der Marke Alan Bangs und ab ging es mit der Münsteraner Vorgruppe The Prymates um Sänger Gordon, dem (hoffentlich tue ich ihm jetzt nicht Unrecht) geschätzt um die 60-Jährigen, gebürtigen Briten mit seinen Jungs. Der Mann hat eine unglaublich kraftvolle Stimme und der zunächst leicht rumpelig-zaghafte Pubrock wusste mit zunehmender Spielsicherheit so zu gefallen, daß meine holde Gattin sich voller Begeisterung gleich die CD von den stolzen Bandmitgliedern signieren ließ. Die Band spielt übrigens am 12.Dezember direkt bei uns in Borghorst (Cafe Klön), da sind wir natürlich gerne wieder dabei und berichten.


Dann Jimmy Cornett & The Deadmen. Leute ! Wenn ihr mal die Möglichkeit habt, geht da unbedingt hin !!!
Die Livepräsenz der vier Vollblutrocker ist nicht ansatzweise zu vergleichen mit den ohnehin schon guten Studioaufnahmen. Stellt Euch mal vor, die Stray Cats treffen auf John Lee Hooker. Das Ganze gewürzt mit einem trotz rauher Schale hochsympatischen Frontmann, und einer tollen Band. E-Gitarre, Upright-Bass und ein Phil Rudd-Klon (ohne Dauerfluppe) an den Kesseln. Ihr, ich nenne es mal Boogie’n'Roll zieht sogar die Fanschar aus Ostfriesland ins dröge Münsterland und das will was heissen. Cornett selber erfreut sich beim Anblick der Zuschauer, so um die 150, über stetig wachsende Zahlen. Und als hätte es ZZ-Top nie gegeben, grooven sich die Jungs in eine gut 3-stündige!!!! Ekstase, die dem Publikum alles abverlangte, mir persönlich aber etwas zu lang dauerte. Besonders die Cornett’schen Improvisationen haben mir phasenweise etwas den Zahn gezogen, einfach nur deshalb, weil sie zu lange dauerten. Jedenfalls zockten sich die Deadmen durch die Highlights ihrer beiden Alben Raise The Dust und The Ride, insbesondere Devil Got My Soul, Guardian Light und Lecker sind wahre Live-Hämmer. Mein persönliches Highlight war allerdings die gelungene Version des Hooker-Hits Boogie Chillen'...da teilt sich die Spreu vom Weizen und die Jungs haben die schwierige Nummer mit Bravour und viel Groove gemeistert.
Chapeau !

Ganz nebenbei waren wir von der Atmosphäre im Hypothalamus wieder mal begeistert.

Ausgelaugt aber glücklich, ging es mit knurrendem Magen um halb zwei Nachts erstmal ins nächstbeste Qualitäts-Schnellrestaurant und so endete der knackige Abend mit einem fettigen Fast-Food-Happen...

7. September 2015

Mad Max - Thunder, Storm And Passion




Steamhammer / SPV - 28.August 2015 - 52:55 + 41:59 Min. 
www.madmaxofficial.de


Die Songs:
  1. Losing You
  2. Rolling Thunder
  3. Thoughts Of A Dying Man
  4. Never Say Never
  5. Lonely Is The Hunter
  6. Stormchild
  7. Heroes Die Lonely
  8. Burning The Stage
  9. Wait For The Night
  10. Night Of Passion
  11. Heart's On Fire 
  1. Burning The Stage
  2. Night Of Passion
  3. Rolling Thunder
  4. Wait For The Night
  5. Lonely Is The Hunter
  6. Never Say Never
  7. Fly Fly Away
  8. Thoughts Of A Dying Man
  9. Fox On The Run
 

Rollin' Thunder und Stormchild heissen die beiden Platten aus der Mad Max Frühphase ('84,'85), die ich nach dem Willen meines damaligen Berufsschul-Kollegen "unbedingt und sofort kaufen" musste. Die beiden Scheiben gehörten denn auch jahrelang zu meiner Sammlung, irgendwann verlor ich die Jungs aber aus den Augen. Der melodiöse Metal, für den Mad Max standen (und stehen), hatte es mir dann doch nicht so sehr angetan, "Poserkacke" war das damals für uns Thrash Metal Fans. Aber: Es sind viele gute Songs hängengeblieben, Rollin' Thunder habe ich mir neulich sogar als CD noch einmal gekauft. Und als ich dieser Tage las, dass die Jungs die besten Stücke ihrer Alben Rollin' Thunder, Stormchild und Night Of Passion neu eingespielt haben, war im Grunde klar dass ich da mal reinhören sollte.

Thunder, Storm And Passion kommt im Doppelpack, auf der ersten CD gibt es erwähnte Klassiker, CD2 bietet ein klasse Konzert des Bang Your Head Gigs aus dem Jahre 2014.


Die Frage bei Neueinspielungen ist ja, was sich Band und Käufer davon versprechen. Ich habe durchaus ein wenig schlucken müssen als ich Sänger Michael Voss nach so langer Zeit wiedergehört habe und er mit seinen ersten, deutlich rauheren Tönen in Fly Fly Away oder Rolling Thunder einstieg. Es liegen immerhin satte 31 Jahre zwischen Original- und Neuaufnahme, was man seiner Stimme deutlich anhört. Ich meine das aber überhaupt nicht negativ, denn Voss kann es immer noch, ich finde ihn heute nicht schlechter als früher. Eben anders. Ich schwelge denn auch schnell in alten Zeiten, als ich Mad Max in meinem alten Audi80 aufgedreht habe. Fans werden sowieso zugreifen und wer die Jungs um Gitarrist und Bandgründer Jürgen Breforth bisher noch nicht kennt, kann hier einen schönen Einstieg finden. Ausserdem sollte man die Augen offen halten, vielleicht finden sich die alten Originalplatten ja noch irgendwo, da lohnt der Zugriff nämlich auf jeden Fall.
Mein ewiges Highlight, Thoughts Of A Dying Man habe ich auch in dieser Version als echte Perle ausgemacht und mit den letzten vier Tracks die Höhepunkte des mir unbekannten vierten Albums Stormchild kennengelernt. 

Selbst wenn es Mad Max nicht ganz an die Spitze der deutschen Metalbands geschafft haben, woran auch immer das gelegen hat, möchte ich sagen: An der Qualität ihrer Musik hat es nicht gelegen.

Ich darf Mad Max gratulieren, die Aktion hat sich gelohnt. Dazu gibt es eine zweite CD, die einen knackigen Live-Mix der Mad Max Classics enthält, plus dem The Sweet Cover und damaligen Hit Fox On The Run (wurde übrigens seinerzeit auf einer tollen Picture Disc angeboten, die ich leider ebenfalls verscheuert habe...).

Leute, nehmt Euch einfach mal einen Moment Zeit und hört in Thunder, Storm And Passion rein. Wer auf Bands wie Dokken, Bonfire oder von mir aus auch Bon Jovi steht, liegt hier garantiert richtig.


9. Juni 2015

Blueshifters - Mood for Blues


2015 - 23:10 Min.

Die Songs:
  1. Mood For Blues
  2. Born Under A Bad Sign
  3. Tush
  4. I'll Take Care Of You
  5. You Can Have My Husband
  6. Dengue Woman 

7 von 10 : De Pankoken is rund


Daß das Münsterland eine ganz feine Bluesband sein "Eigen" nennen darf, durften Kumpel Udo und ich im letzten Herbst erfreulicherweise feststellen. Die Blueshifters gaben an jenem Abend im November im Altenberger Mixed ihr Stelldichein. 



Der Münsteraner 5er, bestehend aus Schlagzeuger Ingo Baving, Bassist Christian Bülter, Gitarrist Lukas Bartholomei und dem Gesangsduo Sonja Hamberger und Christoph Goldkuhle, schaffte es vom Start weg, das zahlreiche Publikum zu begeistern. Dabei kann Bluesrock, so angenehm er sich hören lässt, so schwer sein. Wenn diese Musik nämlich nicht groovt oder gar unterkühlt 
wirkt, und da können die Protagonisten noch so versiert sein, springt kein Funke über. Im Fall der Blueshifters sieht es glücklicherweise so aus, dass das Gesamtpaket einfach passt. 

Die Band hat mit dem Gesangsduo Sonja und Christoph einen Glücksgriff getan und zwei markante Aushängeschilder ganz vorn im Ring. Ingo und Christian machen in ihrer Eigenschaft als Rythmussektion auf den Punkt was sie sollen, und bereiten den soliden Nährboden für eine Teamleistung, die sich wirklich hören lassen kann. Und sowas macht live eben viel Laune...



Womit wir bei vorliegender CD wären. Denn die Frage ist, wie die Shifters ihren tighten Sound im  Studio reproduziert haben.  
Ich mache es kurz: Mood For Blues ist exakt das was ich erwartet, worauf ich mich gefreut habe: Sechs Songs, die die Band gestern Abend so noch hätte live spielen können. So ehrlich und griffig wie ich die Blueshifters in Erinnerung habe, präsentieren sie sich auch auf dieser CD, sauber aufgenommen und knackig abgemischt im Mühlheimer Electric Mojoland Studio.

Wir bekommen einen schönen Mix aus verschiedenen Blues, vier Coverversionen und eine Eigenkomposition serviert. Der in feinster Fabulous Thunderbirds-Manier groovende Opener Mood For Blues mit einem kraftvollen Christoph am Mic, eröffnet die CD sehr knackig und überraschend virtuos. Sämtliche Instrumente sind im Mix klar wahrnehmbar und haben ihre Momente. Mood For Blues stammt übrigens aus der Feder von Lukas Bartolomei, dem Gitarristen der Band. Hut ab, die Nummer ist von vorne bis hinten ganz fein durcharrangiert und muss sich vor höherem Anspruchsdenken wirklich nicht scheuen. Mit seinem kurzen Solo im Mittelteil setzt Lukas ausserdem als Gitarrist einen fetten Akzent ! Darüberhinaus möchte ich die feine Harp von Christoph erwähnen. Die Blueshifters dürfen stolz auf den Mann sein, seine Harp dominiert nicht, garniert das Menu aber. Respekt !

Die Blueshifters bei der Studioarbeit

 Albert Kings Standard Born Under A Bad Sign, stilvoll und keinen Deut weniger kräftig garniert vom hellen, sehr schönen Gesang Sonjas, läutet die zweite Runde ein. Mir macht es einfach Spaß, wenn man die Energie einer Stimme wahr- und den Leuten den Spaß an der Nummer abnimmt.
ZZ-Tops Tush, eins der Live-Highlights der Shifters, entfaltet besonders auf der Bühne ihren hart-treibenden Reiz und Mitgröhlcharakter, kann mich auf der CD dann nicht ganz überzeugen. 
Gemeinerweise steigt mir das Original in den Kopf und natürlich verlieren die Shifters dieses Duell. Das hängt vielleicht auch mit der Tatsache zusammen, dass wir eben nicht englischsprachig aufgewachsen sind. Die etwas holprige Aussprache finde ich nicht allzu dramatisch, aber eine Kritik zu schreiben heisst auch solche Dinge anzusprechen. 

I'll Take Care Of You ist eine schöne Nummer aus dem Jahr 1959, im Original von Bobby Bland gesungen und vielfach gecovert. Die Blues-Ballade reisst mich aber ehrlich gesagt nicht vom Hocker. Erstens erscheint mir die CD für eine Ballade um mindestens zwei Titel zu kurz, zweitens hat Beth Hart die Messlatte dank ihrer einzigartig-souligen Stimme nun mal verdammt hoch gelegt...obwohl Sonja ihre Sache richtig gut macht. Für mich passt es aber einfach nicht.
Dem folgenden (You Can Have My Husband But) Don't Mess With My Man hingegen steht der Umzug ins deutlich bluesigere Lager sehr gut zu Gesicht. Die ursprüngliche R&B Nummer gewinnt an Energie und macht Laune. Sonja blüht regelrecht auf und darf zeigen, was in ihr steckt, immerhin wurde das Stück live im Studio aufgenommen. Auch hier wieder bemerkenswert das pumpende Zusammenspiel sämtlicher Instrumente: Bass, Schlagzeug, Gitarre und Harp...
Das fiebrige Dengue Woman Blues stammt aus der Feder eines gewissen Jimmie Vaughan, dem Gitarristen der Fabulous Thunderbirds (hatten wir die heute nicht schon?) und großen Bruder des 1990 verstorbenen Stevie Ray. Die Nummer kennt ihr vielleicht aus dem Film From Dusk Till Dawn, sie wurde für dessen Soundtrack verwendet. Dengue Woman ist mit über sechs Minuten der längste Track und stellt den Abschluss einer unerwartet schönen CD mit vielen Höhepunkten und ein, zwei Schwächen.
Ich gebe ja immer eine Note, weil sich das so gehört und möchte meinen dass sieben von zehn angemessen sind.
Die Blueshifters haben echtes Potential und können Songs schreiben. Wenn sie das nun konsequent umsetzen und Gigs bekommen, darf sich die Bluesgemeinde der näheren oder weiteren Umgebung auf eine ereignisreiche Zukunft freuen... 

Wer Interesse hat, die CD der Blueshifters käuflich zu erwerben, melde sich bei Ingo unter I.baving@gmail.com.

24. April 2015

Die Münsterhood : Die Blueshifters haben ihre erste Platte im Kasten !

Werte Freunde gepflegten Bluesrocks !

Wie Schlagzeuger Ingo Baving soeben via Facebook verlauten lässt, stehen die
Blueshifters kurz vor der Fertigstellung ihres ersten Albums. 
Die noch unbetitelte CD wird in den "nächsten Wochen" erscheinen. 

Mehr demnächst auf Münsterland Rocks...

Ein erster Vorgeschmack für alle Ungeduldigen :


Ich nehme den Mund wohl nicht zu voll, wenn ich behaupte daß wir uns auf 
ein starkes Album freuen dürfen...
 

12. Januar 2015

Nitro - Logitronic / Schizo


1982 - 9:14 Min.
Keine Homepage, kein Label

Die Songs:

A - Logitronic 4:44
B - Schizo 4:30

8 von 10 :  Hoot af

Ein ganz besonderes Juwel münsterländischer Musik ist mir vor ein paar Jahren (wieder) in die Hände gefallen. Die Steinfurter NITRO hatten Anfang der 80er Jahre eine EP mit nur zwei Songs (Logitronic und Schizo) in Eigenregie veröffentlicht. Die inzwischen rare Scheibe möchte ich Euch jetzt gern vorstellen.

Vorab jedoch noch schnell eine Anmerkung in eigener Sache. Was die Platte für mich persönlich so bemerkenswert macht, ist zwar nebensächlich, aber schnell erzählt: Ich hatte mir in der Zeit der Veröffentlichung, also als junger Teenie, einen Job als Helfer eines Porzellangrosshändlers gesucht. Das war bei der Borghorster Firma Lohmeier, dessen Sohn Gert Keyboarder bei NITRO war. Ich interessierte mich schon damals sehr für Rockmusik und so kamen wir schnell ins Gespräch. Nicht nur, dass der liebe Gert mir beibrachte wie man sich seine Fluppen selber dreht, nein er schenkte mir eine Kopie der soeben veröffentlichten Platte (die in meiner Sammlung allerdings ein kümmerliches Dasein fristete). Meine Musik war das zu der Zeit leider nicht, und als dann Jahre später der Markt von der CD überfallartig geblendet und unterwandert wurde, erging es mir wie vielen anderen Vollpfosten auch. Ich erlag der Versuchung, meine Schallplattenschätze durch emotionlose Silberlinge zu ersetzen. Ihr könnt es Euch sicher denken...auch die NITRO-EP kam bei Rock & Beat in Münster unter den "Ich Vollidiot verschenke heute eine gepflegte Plattensammlung und ärgere mich für den Rest meines Lebens" - Hammer. Ich liess meine Vinylschätze damals jämmerlich im Stich und darf ihnen zur Strafe heute noch hinterherheulen...

Naja, die Jahre vergingen, ich wurde erwachsen, oder sagen wir ich wuchs heran...und in der Nachbarschaft (um es genau zu sagen, ein Haus weiter) stand all die Jahre eine sehr gut erhaltene Kopie herum, von der ich nix wusste. Mein Nachbar hatte nämlich kurz vor mir auch als Helfer für den Gert bzw. dessen Eltern gejobbt und ebenfalls eine Kopie (ja, Gert muss sehr stolz gewesen sein) geschenkt bekommen. Er hat übrigens nie angefangen zu quarzen..

Ich habe sie ihm dann natürlich abgeschwatzt, für ihn auf CD gebrannt und durfte das Teil fortan in mein Plattenregal stellen, wo es heute wohlbehütet aufbewahrt wird. Unnützes Wissen, ich weiss...aber das will halt auch mal erzählt werden. Zurück zum Wesentlichen:

NITRO bestand aus folgenden Musikern:
  • Souly Bäumer - Gesang
  • Udo Dinkelbach - Gitarre / Chorus
  • Gert Lohmeier - Tasteninstrumente / Chorus
  • Achim Plass - Bass / Chorus
  • Hans Joachim Wiens - Schlagzeug

Musikalisch ging das Ganze in die klassische 80er Jahre Deutschrock - Richtung mit ganz leichtem New Wave Einschlag, hörbar beeinflusst von lokalen Bands wie Marylin oder der Törner Stier Crew, als auch von der damals grassierenden Neuen Deutschen Welle, ohne aber die grenzwertige Debilität späterer NDW-Clowns zu erreichen. Der Keyboardsound, besonders in Logitronic hörbar, ist in der heutigen Musik so jedenfalls nicht mehr vorstellbar.

Was mich beeindruckt ist die selbstbewusste Musik und handwerkliche Qualität der damals noch jungen Musiker, als auch die erstaunlich gute Produktion, für die ein gewisser Carl Cordier verantwortlich zeichnete. Dessen 1978 gegründete Firma Westfalen Sound firmiert heute übrigens als PoolGroup GmbH mit Firmensitz Emsdetten und betreut neben musikalischen Events auch Grossveranstaltungen der Politik. Wie gesagt, die Scheibe ist erstaunlich sauber produziert, ob nun Gitarre, Bass oder Schlagzeug, sämtliche Instrumente sind sehr gut heraus zu hören. 

Die Aussage der beiden Stücke ist sicherlich nicht Pulitzerpreis-verdächtig, darf aber als interessant betrachtet werden:  
"Elektronikmenschen, absolut perfekt, atomare Körper, sorgsam durchgecheckt. Unsichtbare Waffen, sauber, sicher, schnell. Digitales Denken, ultradimensionell." oder der Refrain "Elektronik wunderbar, Japan und Amerika...usw." lassen in Logitronic natürlich erkennen, wann die Platte erschien, nämlich 1982, in der Zeit des Kalten Krieges. In der Zeit der beginnenden Computerisierung, die von einer unterschwelligen Verunsicherung durch die Ost-West Politik und der entsprechenden Berichterstattung, als auch enormen technischen Neuerungen geprägt war. Entsprechend unnahbar-unterkühlt ist die Atmosphäre des Stückes denn auch ausgefallen.  

Die B-Seite Schizo hingegen ist eine astreine Rocknummer, die zwar einen eher problembezogenen Hintergrund der Marke "Ich schleiche durch die Gassen uns'rer alten Stadt. Ich hab kein' Bock auf Leute, ich hab die Menschen satt...Schizophrenie" spendiert bekommen hat, durch die bluesrockige Atmosphäre jedoch eher eine lockere Stimmung transportiert. Mir gefällt, dass die Jungs es damals geschafft haben, ihre Musik richtig grooven  und in keinem Moment hölzern oder gar amateurhaft wirken zu lassen. Schade dass es keine weiteren Aufnahmen von NITRO gibt, zumindest ist mir nichts bekannt...

Was die Musiker heute so machen, ist mir bis dato nicht bekannt. Hansi Wiens wohnt in Laer und betreibt ein Busunternehmen, Udo Dinkelbach wohnt in Burgsteinfurt und hat mit seiner Ehefrau ein kleines Heimstudio eingerichtet, in dem er seine eigene Musik produziert, Gert habe ich nie wieder gesehen, er ist aus Borghorst unbekannt verzogen und was der Rest der Truppe macht, finde ich sicher irgendwann einmal heraus.

Ich würde Euch die beiden Songs gern hier präsentieren, möchte dies aber nicht ohne ausdrückliche Genehmigung tun. Mal sehen ob aus dem angekündigten Interview doch noch etwas wird. Vielleicht gibt es dann ja auch interessante Details über die Geschichte der Band NITRO zu vermelden.

So long...